Bei Ihr Bäcker Schüren lernt man nicht nur etwas über Brote und Brötchen. In Zeiten von Klimawandel, industrieller Landwirtschaft und Lebensmittelverschwendung möchte der Handwerksbäcker die MitarbeiterInnen fit für die Zukunft machen. Daher wurden im April VerkäuferInnen und BäckerInnen gesucht, die Interesse an einer internen Fortbildung zum Nachhaltigkeitsbotschafter haben, die in Zusammenarbeit mit der Sustainable Food Academy aus Berlin entwickelt wurde.
Nachhaltigkeitsbotschafter? Was ist das? Ganz einfach: wir möchten, dass die MitarbeiterInnen die Wertschöpfungskette zur Herstellung von Backwaren und Hintergründe zum Thema Nachhaltigkeit kennenlernen, um als Botschafter für Ihr Bäcker Schüren in Sachen Nachhaltigkeit aktiv zu sein. Außerdem werden sie ein kompetenter Ansprechpartner für die Kunden im Verkauf, aber auch in der Backstube sein und ihre KollegInnen vor Ort motivieren und mitreißen.
3. Modul vom 30.08. - 01.09.2017: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin...
Seit Wochen war die Vorfreude auf den Höhepunkt des Nachhaltigkeitsbotschafter-Programmes - die Food-Trend-Tour nach Berlin - riesig. Ziel dieser Reise war es, neuartige Lebensmittel-und Nachhaltigkeitskonzepte kennenzulernen, Anregungen für den eigenen Betrieb zu sammeln und die Team-Arbeit zu stärken. Am Mittwoch, den 30.08. ging es dann endlich los. Am frühen Nachmittag erreichte die Gruppe nach einer gemütlichen Reise im ICE bei 30°C und strahlendem Sonnenschein die Hauptstadt.
Einer der Höhepunkte war die Besichtigung der Backstube der Bio-Bäckerei Märkisches Landbrot, die keine eigenen Filialen besitzt, sondern ausschließlich an Bio-Supermärkte ausliefert. Auch „The Bread Station“ - ein Trendbäcker aus Kopenhagen, die „Jute Bäckerei“ mit ausschließlich Bio-glutenfreien Backwaren und Kuchen sowie „Zeit für Brot“ mit Schau-Backstube und köstlichen Bio-Schnecken waren sehr beeindruckend. Der Vegan-Trend zeigte sich durch viele aus dem Boden sprießende Cafés und Restaurants mit komplettem veganem Sortiment. Selbsthergestellte vegane Donuts in diversen Geschmacksrichtungen konnten der kritischen Prüfung der Botschafter durchaus Stand halten.
Mehrere Theorie-Module, die sich z.B. mit der anstehenden Projektarbeit und den Themen Team-Arbeit / Kommunikation befassten, schlossen sich den Praxisphasen an. Zum Thema Nachhaltigkeit gehören nämlich nicht nur die ökologische und ökonomische Perspektive, sondern auch der soziale Aspekt.
Allen besichtigten Betrieben gemein waren die wirklich leckeren angebotenen Speisen – ob vegan, vegetarisch oder auch mit Fleisch und die hohe Qualität der Rohstoffe. Dies bestärkt Ihr Bäcker Schüren darin, dass die Philosophie mit Ausrichtung auf beste Qualität durch die Verwendung natürlicher Rohstoffe, wenn möglich aus der Region und die handwerkliche Herstellung in die richtige Richtung geht.
Im Herbst folgen nun die letzten beiden Module, an deren Ende die feierliche Auszeichnung zum Nachhaltigkeitsbotschafter steht. Die ausgebildeten Kräfte werden zukünftig die KollegInnen schulen und Projekte zum Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen umsetzen.
Zusammenfassend war es eine rundum gelungene Tour, bei der die Nachhaltigkeitsbotschafter sehr viele Anregungen und Optimierungsmöglichkeiten für das Unternehmen, aber auch im privaten Bereich gesammelt haben. So kochte einer der Teilnehmer beispielsweise am darauffolgenden Wochenende zum ersten Mal ein veganes Menü. Ein weiterer Botschafter versucht, dass seine Frau, die Lehrerin ist, eine Unterrichtseinheit zum Thema Nachhaltigkeit zu gestalten.
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin...
2. Modul am 12. Juli 2017
Trotz des miserablen Wetters ließen sich die Teilnehmer des Nachhaltigkeitsbotschafter-Programmes nicht entmutigen: Nach einer halbtägigen theoretischen Einführung in das Nachhaltigkeitskonzept von Ihr Bäcker Schüren und Informationen über das Bio-Siegel, den ökologischen Landbau sowie den Ablauf einer Zertifizierung folgte der praktische Teil auf dem Acker. Wir besuchten den Bioland-Landwirt Dirk Liedmann, der für uns Bio-Dinkel und Bio-Weizen anbaut. Zunächst zeigte er seine Hofstelle in Dortmund-Lütgendortmund, wo einige Felder mit Bio-Weizen angebaut werden. Dabei ging er auf spannende Themen wie die Saatgutproblematik oder auch die Einhaltung der Fruchtfolge ein. Der Haupthof mit Getreidesilos und weiteren Feldern liegt in Witten im Ruhrtal. Auch wenn es leider den gesamten Nachmittag über weiterregnete, schmeckte die frisch gegrillte Bratwurst am Ende des ereignisreichen Tages sehr gut.
Felderführung mit Dirk Liedmann
Auftaktveranstaltung am 6. Juni 2017
Das Interesse an dieser Fortbildung war groß. Es gab zahlreiche Bewerbungen, von denen insgesamt 14 TeilnehmerInnen ausgewählt wurden, die am Dienstag, den 6. Juni in der Auftaktveranstaltung erste Erfahrungen sammeln durften. Von theoretischem Hintergrundwissen zum Thema Nachhaltigkeit bis hin zur Praxis bei einer gemeinsamen Mühlenbesichtigung bei der Plange Mühle in Neuss am Hafen war alles dabei. Nun freuen sich alle auf die weiteren Module in den nächsten sechs Monaten - unter anderem wird eine Food-Trends Reise nach Berlin stattfinden. Außerdem werden VerkäuferInnen Backstubenluft schnuppern und die Bäcker ihr Verkaufsgeschick ausprobieren. Natürlich darf auch ein Praxistag auf dem Bio-Bauernhof nicht fehlen.
Mühlenbesichtigung
Zitate einiger TeilnehmerInnen:
Kerstin El Qomri (Filiale Nordstraße, Düsseldorf): „Der Blick hinter die Kulissen hat mich fasziniert.“
Nils Gajec (Bäckergeselle): „Das Modul hat mir sehr viel Spaß gemacht, die Theorie war überhaupt nicht trocken! Sehr beeindruckt hat mich die Besichtigung der Mühle.“
Monika Netzer (Filiale Langenfeld): „Meine Erwartungen wurden übertroffen – einfach nur wow! Ich freue mich, ein Nachhaltigkeitsbotschafter zu werden und auf die weiteren Module.“
Sebastian Hof (Bäckergeselle, Ofenspezialist): „ Besonders überrascht war ich, dass die CO2-Einsparmöglichkeiten bei Lebensmitteln so groß sind. Das hätte ich nicht erwartet.“
Peter Hilgenberg (Filialleiter Bismarckpassage, Hilden): „Eine riesen Thematik, über die ich gerne mehr erfahren möchte. Vor allem der Austausch zwischen der Backstube und dem Verkauf ist hochinteressant!“